Ayla Inan: muslimische Mädchen und Frauen stärken
Frauen sollen frei ihre Meinung äußern, öffentlich auftreten und gleichberechtigt mit den Männern leben. Das erklärte schon der Prophet Mohammed. Dafür setzt sich auch Ayla Inan ein. Sie leitet den Sozialdienst muslimischer Frauen e.V. in Kempten.

Ayla Inan hat es selbst erlebt: “Ich habe mich früher nicht getraut, bei Elternabenden etwas zu sagen.” Grund für ihr Schweigen war ihre Angst vor Sprachfehlern, vielleicht auch Angst vor dem Unverständnis anderer für ihre kulturelle Situation. Im Nachhinein hat sich die Mutter dreier Kinder dann oft über sich selbst geärgert. Diese Erfahrungen möchte sie anderen Frauen ersparen. Deswegen hat sie jetzt mit ihrem Team vom Sozialdienst muslimischer Frauen das “KitaMUTter”-Projekt gestartet: Mütter sollen ermutigt werden, sich in der Elternarbeit zu engagieren, in Kitas, Schulen und Vereinen. Denn Elternabende oder Feste bieten muslimischen Frauen viele Chancen: Kontakte zu knüpfen, ihre Interessen zu vertreten und Verantwortung zu übernehmen. “Frauen sollen selbstbewusst am gesellschaftlichen Leben teilhaben”, wünscht sich die 45-jährige Kemptenerin. Ihr Wunsch gelte für alle Frauen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.
Traditionen wahren und trotzdem Neues wagen
Ayla Inan ist im Allgäu geboren. Ihre Eltern kamen 1972 aus der Türkei, um Geld in der Textilindustrie zu verdienen. Weil die Familie lange auf eine schnelle Rückkehr hoffte, wurde Ayla Inan in eine türkische Schule geschickt. Als Zwölfjährige erkannte sie, dass sie mit einem deutschen Abschluss eine freiere Berufswahl haben würde. “Ich bin dann selbst zum Rektor und habe mich in eine deutsche Schule umgemeldet,” erzählt sie. Sehr zur Überraschung ihrer Eltern. Danach absolvierte sie eine Ausbildung zur Arzthelferin in Kempten. Über diese Entscheidung freut sich die 45-Jährige noch heute. Eigene Entscheidungen zu treffen mache das Leben leichter – und diese Kompetenz möchte sie auch ihren eigenen Töchtern mitgeben. Auch ihr Mann Aykan Inan unterstützt sie bei ihren Projekten und ist stolz auf seine selbständige Frau.
Sozialdienst muslimischer Frauen e.V.: Modell-Projekt für Integration
Seit vier Jahren leitet Ayla Inan den Sozialdienst im schwäbischen Kempten, einer von mehreren Ortsvereinen unter dem bundesweiten Dach des Sozialdienstes muslimischer Frauen e.V. (SmF e.V.). Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, muslimische Frauen sichtbar zu machen und eine muslimische Wohlfahrtsstruktur aufzubauen. So gibt es in Kempten z.B. Computer-Schulungen, Näh-Kurse und Frauengesprächskreise. Besonders stolz ist Ayla Inan auf das Patenschaftsprojekt “Menschen stärken Menschen”, ein deutschlandweites Programm, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. “Das erleichtert es uns jetzt während der Pandemie enorm, in Kempten konkrete Hilfe für Bedürftige zu leisten.” Aktuell betreuen 90 Patinnen und Paten ehrenamtlich jeweils bis zu fünf Personen. In Tandem-Teams werden Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und Menschen mit Fluchterfahrung in Alltagssituationen begleitet. Finanziert wird die gemeinnützige Organisation durch Spenden und Fördergelder, u.a. vom Bundesfamilienministerium und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BamF). Bayernweit gilt der SmF als Modell-Projekt für gelungene Integration auf kommunaler Ebene.
Weitere mutige Frauen sind am Mittwoch, 28. April 2021 in der Sendung STATIONEN im BR-Fernsehen zu sehen, und in der BR-Mediathek

Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/kultur/ayla-inan-muslimische-maedchen-und-frauen-staerken,SVff4jv